Unter der Fast-Food-Kultur leidet neben der Umwelt nicht zuletzt auch unsere Gesundheit: Stark verarbeitete Fertiggerichte enthalten viele Zusatzstoffe und kaum mehr natürliche Komponenten. In einem Fruchtjoghurt müssen beispielsweise nur 3,5 Prozent Frucht enthalten sein, um den Namen zu rechtfertigen - der Geschmack stammt von künstlichen oder natürlichen Aromen, die zum Beispiel Schimmelpilze liefern. Zudem sind verarbeitete Lebensmittel oft sehr zucker- und fetthaltig.
Um auf den Niedergang der Esskultur aufmerksam zu machen, hat sich in den 1980er-Jahren eine Gegenbewegung gebildet: Slow Food (englisch für "langsames Essen") ist eine weltweit operierende Organisation, die sich für regionales, ökologisches und vor allem genussvolles Essen einsetzt.
Slow Food: Essen mit Genuss
Slow Food ist einerseits der Name der gleichnamigen Organisation und bezeichnet andererseits die von der Organisation vertretene bewusste, regionale und genussvolle Esskultur. Gegründet wurde Slow Food 1989 in Paris von dem Italiener Carlo Petrini, der auch heute noch Vorsitzender ist. Das Logo der Organisation, eine Weinbergschnecke, steht symbolisch für die Langsamkeit.Eine inzwischen zur Legende gewordene Geschichte besagt, dass Slow Food als Reaktion auf die Eröffnung einer McDonalds Filiale in der Altstadt Roms entstand. Italienische Journalisten protestierten gegen die Fast-Food-Kette, indem sie öffentlich traditionelle italienische Speisen anboten. Ein direkter Zusammenhang zwischen der Protestaktion und der Gründung von Slow Food bestehe jedoch nicht, so Petrini.
Heute gehören laut Wikipedia ganze 85.000 Mitglieder in 132 Ländern der Organisation an. Eine deutsche Sektion von Slow Food mit etwa 8.000 Mitgliedern wurde 1992 gegründet.
Carlo Petrini fasste die Philosophie Slow Foods 2006 mit den Worten "Buono, pulito e giusto" zusammen: Essen soll also "gut, sauber und fair" sein.
Genuss und Schulung des Geschmacks
Im Mittelpunkt der Slow-Food-Bewegung steht der Genuss. Wer mit Fast-Food-Produkten und Zusatzstoffen aufgewachsen ist, weiß meist nicht mehr, wie natürliche Lebensmittel überhaupt schmecken. Wir haben uns an die vielen Geschmacksverstärker und Aromen in der Nahrung so sehr gewöhnt, dass wir den ursprünglichen Geschmack von Äpfeln oder Käse nicht mehr erkennen oder sogar als weniger schmackhaft empfinden.Slow Food will daher durch den Einsatz natürlicher, qualitativ hochwertiger Lebensmittel die Wahrnehmung für ursprüngliche Geschmäcker sensibilisieren.
Ökologische, regionale und fair gehandelte Nahrungsmittel
Slow Food hat auch einen ökologischen und sozialen Fokus: Es sollen nur saisonale, ökologische und fair gehandelte Produkte aus der Region auf den Tisch kommen. Erdbeeren im Winter oder exotische Früchte sind also tabu. Wer nur regionale Lebensmittel zu sich nimmt, muss natürlich auch auf lokale Gerichte und Rezepte zurückgreifen - und trägt dazu bei, dass landestypische Küchen nicht von der uniformen, globalisierten Fast-Food-Kultur verdrängt werden.Slow Food setzt sich außerdem ein für den Erhalt der Biodiversität und gegen Gentechnik, Massentierhaltung sowie Monokulturen und Chemikalieneinsatz in der konventionellen Landwirtschaft.
Wer sich also den Prinzipien von Slow Food entsprechend ernährt, tut etwas für die eigene Gesundheit und die Umwelt - und lernt darüber hinaus wieder, das Essen als Genuss zu zelebrieren.